Die Tech-Welt steht vor einem Umbruch, der unseren Alltag grundlegend verändern könnte. Mark Zuckerberg sieht das Ende des Smartphones bis zum Ende dieses Jahrzehnts, ersetzt durch alltagstaugliche Smartglasses als primäre Schnittstelle. Diese Vision verspricht weniger Ablenkung, mehr Kontext und eine neue Art, digitale Inhalte wahrzunehmen und mit ihnen zu interagieren.
Die Brille als nächste große Plattform
Laut Zuckerberg werden Smartglasses die nächste große Computing-Plattform, die das Smartphone schrittweise verdrängt. Der Übergang werde ähnlich ablaufen wie der Wechsel vom Desktop zum Smartphone: langsam, aber unumkehrbar. „Smartphones werden mehr Zeit in unseren Taschen verbringen als in unseren Händen“, lautet seine Prognose.
Dieser Wandel geschieht nicht über Nacht, sondern entlang der Reife von Hardware, Software und Ökosystemen. Je intuitiver die Bedienung und je natürlicher die Interaktion, desto schneller nimmt die Nutzung zu. Für viele Menschen könnte das weniger Benachrichtigungsstress und mehr Fokus bedeuten – digitale Inhalte treten in den Hintergrund, statt die Aufmerksamkeit zu dominieren.
Von Ray‑Ban Stories zu echten AR‑Brillen
Metas Ray‑Ban Stories markieren einen frühen Schritt in diese Richtung. Die Modelle verbinden Design mit integrierter Kamera, Lautsprechern und Mikrofonen – ein Hinweis auf das, was kommt. Heute sind sie noch vom Smartphone abhängig, doch die nächste Generation zielt auf eigenständige Konnektivität, verbesserte Sensorik und immersive AR.
Entscheidend werden Sprachsteuerung, Gesten und perspektivisch neuronale Eingaben als natürlicher Dialog mit dem Gerät. Ebenso wichtig ist die Kombination aus Wearable-Hardware und künstlicher Intelligenz, die Informationen filtert, kontextualisiert und nur das einblendet, was wirklich relevant ist.
- Höher auflösende Kameras mit AR‑Overlay für Kontext in Echtzeit
- Räumliches Audio mit aktiver Geräuschunterdrückung
- Unabhängige Konnektivität via Mobilfunk und WLAN
- Intuitive Interfaces durch Stimme, Gesten und Blick
- Datenschutz‑by‑Design mit sichtbaren Aufnahmesignalen und Edge‑AI
Warum Smartwatches nicht gereicht haben
Smartwatches haben sich als Fitnessbegleiter etabliert, aber nie das Smartphone ersetzt. Sie miniaturisierten Funktionen, ohne die Interaktion grundlegend zu erneuern. Zuckerberg spitzt es zu: „Smartwatches bleiben Sport‑Gadgets.“ Smartglasses hingegen versprechen eine andere Qualität: Informationen erscheinen im Sichtfeld, Hände bleiben frei, und digitale Inhalte verankern sich im Raum statt im Bildschirm.
Dieser Unterschied ist substanziell: Es geht nicht um kleiner, sondern um natürlicher. Wo das Telefon unsere Aufmerksamkeit bindet, fügt sich die Brille in unsere Wahrnehmung ein. So wird Technik unsichtbarer, aber zugleich präsenter, wenn sie gebraucht wird.
Der Wettlauf um die nächste Plattform
Meta ist nicht allein. Apple, Google, Snap und große Smartphone‑Hersteller investieren in AR‑Brillen, um den nächsten Standard zu prägen. Der Einsatz ist hoch: Wer die Plattform kontrolliert, definiert auch Dienste, Märkte und Wertschöpfung.
Doch es bleiben harte Hürden: Akkulaufzeit, Display‑Helligkeit im Freien, thermische Leistung bei kompaktem Formfaktor, sowie vertrauenswürdige Steuerung ohne ständige Fehleingaben. Ebenso kritisch sind Privatsphäre und Akzeptanz im öffentlichen Raum. Wie Zuckerberg betont: „Die Zeit wird diese Technologie machen oder brechen.“
Alltag, Arbeit und Suche neu gedacht
Smartglasses könnten die Informationssuche revolutionieren: statt Tippen oder Sprechen genügt der Blick – und relevante Daten erscheinen dort, wo sie helfen. Beim Einkauf werden Inhaltsstoffe sichtbar, beim Reisen übersetzen sich Schilder, in der Bildung erscheinen Modelle im Raum. Für die Arbeit ergeben sich Workflows, die physische Tätigkeit und digitale Unterstützung nahtlos verbinden.
Auch die Kreativszene profitiert: Mixed‑Reality‑Erlebnisse verschmelzen Orte mit digitalen Elementen, gesteuert durch Kontext und Präsenz. Dabei spielt AI eine Schlüsselrolle: Sie antizipiert Bedürfnisse, filtert Rauschen und erklärt die Welt, ohne zu überfordern.
Gleichzeitig verändert sich die Suche selbst: Statt Keywords entsteht Kontextsuche, basierend auf Ort, Aufgabe und persönlicher Präferenz. Informationen finden uns, wenn sie nützlich sind, nicht erst, wenn wir fragen. Das könnte das Verhältnis zu Bildschirmzeit und ständiger Erreichbarkeit nachhaltig entschleunigen.
Was bis 2030 passieren muss
Damit die Prognose wahr wird, braucht es überzeugende Use‑Cases, starke Datenschutzmechanismen und klare Normen für Aufzeichnung und Transparenz. Hersteller müssen Design, Funktion und Preis in Balance bringen, während Entwickler neue Interaktionsmuster erschließen. Gelingt das, werden Smartphones tatsächlich weniger präsent – nicht verschwunden, aber zweitrangig.
Der Trend weist klar in Richtung tragbarer Technologie, die sich unserer Wahrnehmung anpasst statt sie zu unterbrechen. Ob 2030 der endgültige Wendepunkt ist, bleibt offen – doch die Richtung ist gesetzt, und die Zukunft sitzt auf unserer Nase.
